Die „Nordic“ ist ein Hochsee-Bergungsschlepper, der im Rahmen des Deutschen Notschleppkonzepts auf einer Seeposition nördlich der ostfriesischen Insel Norderney stationiert ist. Das Schiff gilt als der leistungsfähigste Bergungsschlepper in deutschen Gewässern.
Bau und Indienststellung
Der Bau und die Indienststellung der „Nordic“ ist eine der Folgen der Pallas-Havarie im Jahr 1998. Insbesondere die Schutzgemeinschaft Deutsche Nordsee (SDN) hatte sich neben vielen weiteren Naturschutzverbänden seitdem für einen neuen Notschlepper eingesetzt. Die Kiellegung der Baunummer 563 erfolgte am 27. Oktober 2009 bei P+S Werften GmbH (früher: Peene-Werft) in Wolgast. Die Erprobung auf See wurde zwischen dem 7. und dem 12. Oktober 2010 durchgeführt. In diesem Rahmen erreichte die „Nordic“ bei den Pfahlzugtests im norwegischen Flekkefjord eine Zugkraft von 207 Tonnen (rund 2030 kN). Am 15. November 2010 war das Schiff fertiggestellt. Nachdem die „Nordic“ am 8. Dezember 2010 von Susanne Ramsauer, Gattin von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer, in Hamburg getauft worden war, löste sie zum Jahreswechsel 2010/2011 den Hochseeschlepper „Oceanic“ ab, der nach 42 Einsatzjahren außer Dienst gestellt wurde. Die Baukosten der „Nordic“ wurden inoffiziell mit knapp 50 Millionen Euro angegeben.
An dieser Stelle möchte ich die Herausforderung für den Kartonmodellbauerlag hervorheben, der sich darauf eingelassen hat, einen Modellbaubogen zur Taufe des Originals fertigzustellen. Und so begann der Wettlauf mit dem Vorbild. Als Kontrollbauer durfte ich den Verlag zur Taufe begleiten und somit noch vor dem Publikum einen Blick auf und vor allen Dingen in den neuen Notschlepper werfen sowie den Kontrollbau auf der Brücke der „Nordic“ präsentieren. Gleichzeitig wurden die ersten druckfrischen Modellbaubögen auf dem Schiff verkauft.
Einsatz
Eigner der „Nordic“ ist die NORTUG Bereederungs GmbH & Co. KG, an der die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Küstenschutz beteiligt sind. Den Betrieb des Schiffes übernimmt die Bugsier-, Reederei- und Bergungsgesellschaft mbH & Co. KG. Zum Schutz der deutschen Küsten verchartert diese den Hochseeschlepper für zunächst zehn Jahre für etwa 114 Millionen Euro an das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS). Basishafen der „Nordic“ ist Cuxhaven. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 19,9 Knoten kann sie Havaristen in der Deutschen Bucht innerhalb von zwei Stunden erreichen. Um auch in potentiell gefährlicher Umgebung von Havaristen operieren zu können, wurde die „Nordic“ mit Gas- und Explosionsschutz ausgestattet.
Maschinenanlage und Antrieb
Die Maschinenanlage der „Nordic“ besteht aus den beiden Hauptmotoren des Typs MTU 20V8000M71L GSB (Gasschutzbetrieb), zwei Hilfsmotoren (MTU 12V4000) zum Antrieb der beiden Hauptgeneratoren und einem weiteren Dieselmotor von MAN, der den Notgenerator antreibt. Bei den Hauptmotoren handelt es sich um 20-Zylinder-V-Motoren, die mit Common-Rail-Einspritzung und jeweils vier wassergekühlten Turboladern ausgerüstet sind. Sie haben einen Hubraum von knapp 350 Litern und gehören mit einer Hubraumleistung von ca. 24,5 kW/Liter bei einem Ladedruck von 4,1 bar zu den leistungsfähigsten Marine-Dieselmotoren. Die „Nordic“ ist für den Betrieb in zündfähiger oder gesundheitsgefährdender Atmosphäre (z.B. nach einer Tankerhavarie) vorbereitet. In einem solchen Fall werden unter anderem die Turbolader abgeschaltet, so dass darin zündfähige Verbrennungsluft nicht verdichtet, dadurch erhitzt und gezündet werden. Dadurch reduziert sich die Motorleistung. Eine Seewasserkühlung der Abgasanlage reduziert die Abgastemperatur auf Werte unter 135°C. Der Antrieb der „Nordic“ erfolgt dieselmechanisch über Flender-Reduktionsgetriebe und Wellenanlage auf zwei in festen Kortdüsen laufende Verstellpropeller des Herstellers BERG Propulsion.
Technische Daten
Länge: 78m
Breite: 16,4m
Tiefgang: max. 6,6m
Vermessung: 3.300 BRZ
Besatzung: 12
Geschwindigkeit: max. 19,9kn
Registrierung: IMO 9525962
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