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„Nordic“ – Aufbauten mit „Cabrio“-Brücke und Inneneinrichtung

Die Aufbauten haben den Charme, dass man sie bauen kann, ohne den Rumpf in die Hand nehmen zu müssen. Will man auf ausgeschnittene Fenster nicht verzichten, dann ist beim Mittelspant 81 eine Klebelasche etwas einzuschneiden (Bild 63). Bis zur Brücke ist der Rest ziemlich unspektakulär.

Es folgt die Brücke. Piet hat hier ganze Arbeit geleistet und die gesamte Inneneinrichtung konstruiert, die durch die großen Brückenfenster auch schön zur Geltung kommt. Trotzdem habe ich schon beim Kontrollbau des Modells weitergehende Überlegungen angestellt, ob es nicht möglich wäre, das Peil-/Schornsteindeck abnehmbar zu machen, damit alles noch besser zu sehen ist. Weil meine „Cabrio“-Konstruktion tatsächlich funktioniert, war es notwendig die Fensterwände auch von innen zu bekleben, damit man den Kleber unter der Fensterfolie nicht mehr sieht. Dazu habe ich die Bauteile 92 und 92a eingescannt und die Umrisse auf (ich weiß es nicht mehr genau) ca.90% verkleinert, während die Fenster natürlich die normale Größe behalten haben.

Wie macht man nun aber eine „Cabrio“-Version? Dazu war die Idee, dass man den Schornsteinschacht 93 oben öffnet und einen passenden Kasten baut, der, mit einer Art Konus unter das Brückendach 95a geklebt wird, in 93 hineingesteckt werden kann. So geschehen, habe ich also ein 93-Innenteil gebaut. Und weil 93 selbst auch einen Fehler hat, habe ich das Teil gleichfalls neu gemacht.

Die beiden folgenden Bilder zeigen den Prototypen der „Cabrio“-Brücke. Auf Bild 71 ist links das Schornsteindeck von unten zu sehen. Um etwas mehr Festigkeit hinein zu bekommen, habe ich drei Federstahldrähte untergeklebt und später weiß angemalt.

In der Praxis sieht das dann so aus…. die Scheibenwischer sind dem Lasercutsatz entnommen.

Auf Grund eines kleinen Fehlers in der Druckerei ist bei vielen Bögen ein Schatten auf dem tagesleuchtfarbigen Streifen 96 zu erkennen. Deshalb ist das Teil auch auf den Korrekturbogen gekommen – leider ohne die kleinen Fenster auf der zum Heck zeigenden Seite. Ich habe für mein Modell das Teil aus dem Bogen genommen.

Um den Schatten auf dem roten Streifen weg zu bekommen, hatte ich damals mit „Leuchtrot seidenmatt 332“ von Revell an den beiden Kontrollbauten experimentiert und die Kante sowie das vordere Schanzkleid angepinselt. Auf dem folgenden Bild ist das untere Modell, der Kontrollbau der „Nordic“, unbearbeitet. Der Unterschied ist deutlich zu erkennen und macht das Modell sehr realistisch.

„Nordic – Das Arbeitsdeck und das Backdeck

Das größte Teil auf dem Arbeitsdeck ist der so genannte Decksstore, der auch den Hafen-/ Reede-Dieselgenerator beherbergt. Für den Store wird zuerst der Kasten 54-a gebaut, über den dann die „Hülle“ 54c gestülpt wird. Der Store hat an seinen Kanten nur runde Ecken, die den Bau nicht ganz einfach machen. Ich habe dazu einen Stahldraht an die jeweils zu formende Ecke gelegt und den Karton, der später die Seitenwand bildet, mit einem Spachtel hochgedrückt. Auf dem Bild 36 ist (eigentlich) zu erkennen, wie ich das meine.

Nach vielen weiteren Anbauteilen sieht mein Store dann so aus…

Hinter dem Store sind zwei Hatlapa Beistopperwinden/Arbeitswinden montiert. Sie haben Niederhydraulikmotoren, die eine Zugkraft von 100kN (10t) bei 30m/min zur Verfügung stellen.

Ein großes Problem stellen beim Kartonmodellbau immer wieder die Treppen/Niedergänge dar. Benutzt man dafür Ätzteile, dann müssen diese vor dem Anbau entfettet, grundiert und angepönt werden. Das ist nicht jedermanns Sache. Die Alternative ist ein Lasercutbausatz aus einzelnen Stufen und den Treppenwangen. Der Verlag hat für den Zusammenbau eine Schablone entwickelt, in der die Stufen eingelegt werden müssen, um im nächsten Schritt seitlich die Wangen mit Handlauf anzukleben. Und weil das alles aus unterschiedlich farbigem Tonkarton sein kann entfällt hier das „Malern und Lackierern“. Die beiden folgenden Bilder zeigen (hoffentlich) exemplarisch den Bau der beiden Treppen, die zum Bootsdeck führen.

Über dem Arbeitsdeck sind drei Schleppbügel angebracht, die verhindern sollen, dass sich der Schleppdraht in Decksaufbauten und Decksausrüstung verfängt. Der vordere Schleppbügel liegt an der Vorderkante des Decksstore. Der hintere Schleppbügel folgt beim Vorbild ca. 7m hinter dem mittleren, der über den Beistopperwinden liegt.

Zwischen den hinteren Bügeln liegt die ausgewiesene Hubschrauber-Winchfläche. Irgendwann nach der Taufe bekam dieser Winchpunkt beim Vorbild dann auch Farbe ab und wurde gelb. Das ist im (Korrektur)Bogen nicht berücksichtigt.

An Backbord und Steuerbord sind hinter dem letzten Schleppbügel noch mehrere Spills und Umlenkrollen montiert. Mit dem fertig ausgerüsteten Arbeitsdeck sieht der Rumpf dann so aus…

Auf der Back sind zwei von der Firma Hatlapa mit den zugehörigen Kettenstoppern gelieferte Ankerwinden montiert. Jede Winde ist mit einer Kettennuss, einer Verholtrommel und einem Spillkopf versehen. Im Bogen sind die Beschriftungen „Ankerwinde Bb“ und „Ankerwinde Stb“ vertauscht. Baugruppe 70 ist nämlich Backbord. Des Weiteren sind die Rückseiten der beiden Teile 70/71i und 70/71r auf den Verdoppelungsflächen falsch. Abhilfe schafft man z.B. in dem man die insgesamt 8 Teile einzeln ausschneidet und dann neu mischt (Rückseiten der Baugruppe 70 mit Vorderseite von 71 und umgekehrt).

Das nächste Bild zeigt den Unterschied zwischen Lasercutteilen (oben) und den Bogenteilen (unten). Es fehlt der Aufdruck und das kann auch nur so sein. Deshalb habe ich mich hier gegen die filigranen Lasercuts entschieden.

Hier nun also die Bilder zum Bau der Ankerwinde und den anderen Kleinteilen auf der Back.

„Nordic“ – Die Bordwände

Ein paar Worte zum Bau der Bordwände. Für mich war es oft ein Problem, die Nähte an Bug und Heck sauber hinzubekommen. Entweder klaffte eine Lücke oder die Hälften kamen schief zusammen. So habe ich für mich überlegt, ob es bei Bordwänden, die wegen ihrer Länge geteilt sind, nicht einfacher wäre diese zunächst am Bug bzw. Heck zusammenzukleben und dann auf das Spantengerüst zu schieben. Würde der Konstrukteur dann noch etwas Überlänge dazu geben, dann kann man den vorderen und hinteren Bordwandteil sauber mittels Klebelasche miteinander verbinden. Und genau so hat Piet dann die Bordwände der „Nordic“ konstruiert.

Ich habe die Bordwände also in der „JABIETZ-typischen“ Art zusammengeklebt, mit den inneren Schanzkleidern und Ankerklüsen versehen und auf das Spantengerüst geklebt. Hier sind die Bilder der einzelnen Bauphasen und vom fertigen Rumpf meines Modells…

Die Lüfterkästen 25c und 25d wurden am Original während der Erprobungsphase umgebaut. Angeblich waren dort starke Strömungsgeräusche zu hören, die man durch vergrößerte Kästen mit Luftleitblechen minimieren wollte. Diese neuen Lüfterkästen sind auf dem Korrekturbogen enthalten.

Und dann sieht der Rumpf so aus:

Nach dem Anbau von Schanzkleidstützen und dem Schandeckel dann so…

„Nordic“ – Spantengerüst und Decks

Der hier beginnende Baubericht erhebt keinen Anspruch auf lückenlose Beschreibung aller Bauschritte und er wird auch lange nicht so ausführlich sein, wie ich ihn seinerzeit in einem Forum eingestellt hatte, weil ich aus der Erinnerung und mit meinen wenigen Aufzeichnungen schreibe. Er soll aber zeigen, wo es die wenigen Probleme zwischen Bauanleitung und den Teilen gibt.

  

Infos zum Modellbaubogen
Das Modell wurde von Peter Brandt konstruiert. Die 12 DIN-A4-Bögen enthalten mit den Alternativteilen 1757 Teile. Die Länge des Modells wird gut 31 cm betragen und der Maßstab ist 1:250. 16 Seiten Bauanleitung komplettieren den Kartonmodellbaubogen. Es gibt zum Verfeinern des Modells einen Lasercutsatz. Ob es den zeitweise vertriebenen Korrekturbogen noch gibt, kann ich nicht sagen.

„Jetzt geht’s looos….“
Wie die meisten Schiffsmodelle, so beginnt es auch hier mit dem Spantengerüst. Eine kleine Besonderheit ist gleich beim vorderen Mittelspant 2a zu beachten, denn dort ist beim Bugwulst 0,2mm mehr abzuschneiden, damit der Mittelspant „gerade“ auf 1b geklebt werden kann.

Beim Aufbau des Mittelspantes verfahre ich generell so, dass ich die Klebelaschen zwar verwende, den Mittelspant damit aber noch nicht komplett verklebe, um ihn in einem Stück zu haben. Darum ist auch Klebelasche 2b nur an 2 angeklebt. Dann kommen die Mittelspantteile auf die Grundplatte. Und erst nach dem Ausrichten und einer ersten Trocknungsphase verklebe ich die Klebelasche 2b mit 2a. Die weiteren Quer-, Längs- und Stringerspanten lassen sich wunderbar einbauen, einzig Spant 9 ist etwas aufwändiger zu bauen. Diese Aufbaurückwand enthält das so genannte Kruzifix, welches den Windenraum abschließt und nur zwei Schlitze für die beiden Schleppdrähte offen lässt.

  012 - Backdeck 005-spantengeruest-bug 006-spantengeruest-von-achtern 007-spantengeruest-von-vorne

Es folgt das offene Arbeitsdeck 23. Am vorderen Ende Decks können zwei Gitterroste aus dem Lasercutsatz verwendet werden. Die Gitter decken einen Bodenkanal 22 ab, der das Arbeitsdeck schnell durch Öffnungen in der Bordwand entwässert. Leider decken sich die Speigatts der Decksinnenschanz nicht mit denen der Bordwände. Dafür ist beim Verlag ein Korrekturbogen erschienen, der jedoch Farbabweichungen hat.

 009-gitter-ueber-bodenkanal

Vor dem Spant 9 wird mit dem A-Deck (Kran- und Bootsdeck 24-a) gleichzeitig das Windenhaus seitlich geschlossen. Und wenn das B-Deck 25 (Backdeck) drauf ist, dann kann es nicht mehr „hineinregnen“.

Weiter geht es mit den Bauteilen 27 – 32 für das durchgehende achtere Schanzkleid. In der Schiffsmitte befindet sich eine Karm Fork und zwei Schlepppfosten 168-a. Weiter außen befindet sich je ein weiterer versenkbarer Norman-Pin 167-a, der die Bewegung des Schleppdrahts beim Schleppen seitlich begrenzen soll.

 014-schanzkleidstuetzen 015-schanzkleid 016-schanzkleid-von-vorne

Und nun zwei Gesamtansichten des Baustandes:

Notschlepper „Nordic“ – Das Original

Die „Nordic“ ist ein Hochsee-Bergungsschlepper, der im Rahmen des Deutschen Notschleppkonzepts auf einer Seeposition nördlich der ostfriesischen Insel Norderney stationiert ist. Das Schiff gilt als der leistungsfähigste Bergungsschlepper in deutschen Gewässern.

Bau und Indienststellung
Der Bau und die Indienststellung der „Nordic“ ist eine der Folgen der Pallas-Havarie im Jahr 1998. Insbesondere die Schutzgemeinschaft Deutsche Nordsee (SDN) hatte sich neben vielen weiteren Naturschutzverbänden seitdem für einen neuen Notschlepper eingesetzt. Die Kiellegung der Baunummer 563 erfolgte am 27. Oktober 2009 bei P+S Werften GmbH (früher: Peene-Werft) in Wolgast. Die Erprobung auf See wurde zwischen dem 7. und dem 12. Oktober 2010 durchgeführt. In diesem Rahmen erreichte die „Nordic“ bei den Pfahlzugtests im norwegischen Flekkefjord eine Zugkraft von 207 Tonnen (rund 2030 kN). Am 15. November 2010 war das Schiff fertiggestellt. Nachdem die „Nordic“ am 8. Dezember 2010 von Susanne Ramsauer, Gattin von Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer, in Hamburg getauft worden war, löste sie zum Jahreswechsel 2010/2011 den Hochseeschlepper „Oceanic“ ab, der nach 42 Einsatzjahren außer Dienst gestellt wurde. Die Baukosten der „Nordic“ wurden inoffiziell mit knapp 50 Millionen Euro angegeben.

An dieser Stelle möchte ich die Herausforderung für den Kartonmodellbauerlag hervorheben, der sich darauf eingelassen hat, einen Modellbaubogen zur Taufe des Originals fertigzustellen. Und so begann der Wettlauf mit dem Vorbild. Als Kontrollbauer durfte ich den Verlag zur Taufe begleiten und somit noch vor dem Publikum einen Blick auf und vor allen Dingen in den neuen Notschlepper werfen sowie den Kontrollbau auf der Brücke der „Nordic“ präsentieren. Gleichzeitig wurden die ersten druckfrischen Modellbaubögen auf dem Schiff verkauft.

   

Einsatz
Eigner der „Nordic“ ist die NORTUG Bereederungs GmbH & Co. KG, an der die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Küstenschutz beteiligt sind. Den Betrieb des Schiffes übernimmt die Bugsier-, Reederei- und Bergungsgesellschaft mbH & Co. KG. Zum Schutz der deutschen Küsten verchartert diese den Hochseeschlepper für zunächst zehn Jahre für etwa 114 Millionen Euro an das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS). Basishafen der „Nordic“ ist Cuxhaven. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 19,9 Knoten kann sie Havaristen in der Deutschen Bucht innerhalb von zwei Stunden erreichen. Um auch in potentiell gefährlicher Umgebung von Havaristen operieren zu können, wurde die „Nordic“ mit Gas- und Explosionsschutz ausgestattet.

Quelle: Havariekommando

Maschinenanlage und Antrieb
Die Maschinenanlage der „Nordic“ besteht aus den beiden Hauptmotoren des Typs MTU 20V8000M71L GSB (Gasschutzbetrieb), zwei Hilfsmotoren (MTU 12V4000) zum Antrieb der beiden Hauptgeneratoren und einem weiteren Dieselmotor von MAN, der den Notgenerator antreibt. Bei den Hauptmotoren handelt es sich um 20-Zylinder-V-Motoren, die mit Common-Rail-Einspritzung und jeweils vier wassergekühlten Turboladern ausgerüstet sind. Sie haben einen Hubraum von knapp 350 Litern und gehören mit einer Hubraumleistung von ca. 24,5 kW/Liter bei einem Ladedruck von 4,1 bar zu den leistungsfähigsten Marine-Dieselmotoren. Die „Nordic“ ist für den Betrieb in zündfähiger oder gesundheitsgefährdender Atmosphäre (z.B. nach einer Tankerhavarie) vorbereitet. In einem solchen Fall werden unter anderem die Turbolader abgeschaltet, so dass darin zündfähige Verbrennungsluft nicht verdichtet, dadurch erhitzt und gezündet werden. Dadurch reduziert sich die Motorleistung. Eine Seewasserkühlung der Abgasanlage reduziert die Abgastemperatur auf Werte unter 135°C. Der Antrieb der „Nordic“ erfolgt dieselmechanisch über Flender-Reduktionsgetriebe und Wellenanlage auf zwei in festen Kortdüsen laufende Verstellpropeller des Herstellers BERG Propulsion.

Technische Daten
Länge: 78m
Breite: 16,4m
Tiefgang: max. 6,6m
Vermessung: 3.300 BRZ
Besatzung: 12
Geschwindigkeit: max. 19,9kn
Registrierung: IMO 9525962

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