Am 14.September 2013 fand ein „Tag der offenen Tür bei der HSVA“ (Hamburgische Schiffbau-Versuchsanstalt) im Rahmen des 100jährigen Bestehens statt. Der Flyer zur Veranstaltung kann hier heruntergeladen werden.

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Der gut organisierte Rundgang begann an Station 1, dem Modell-Lager. Hier lagern ca. 250 Schiffsmodelle, die ihre Versuchsserien bereits abgeschlossen haben. Sie werden noch ein Jahr aufbewahrt, falls weitere Untersuchungen notwendig werden. Die Modelle sind fast alle zwischen 7m und 10m lang, d.h. ihr Modellmaßstab hängt von der Größe des echten Schiffes ab. Er reicht von 1:10 für kleinere Yachten und bis 1:45 für große Tanker. Unterschiedlichste Rumpfformen deuten auf verschiedene Schiffstypen hin.

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Im nächsten Raum bearbeitete ein in 5 Achsen steuerbarer Fräskopf die mehrschichtigen Holzrümpfe millimetergenau. Dieser Vorgang dauert einige Tage. Die dazu notwendigen digitalen Daten wurden aus den Schiffslinien erstellt, die von der Werft, Schiffbaubüros oder auch der HSVA entworfen wurden.

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In der Modellvorbereitungshalle werden die inzwischen endbearbeiteten und lackierten Schiffsmodelle für den Modellversuch mit Messtechnik ausgestattet. Ein Elektromotor sorgt für den Antrieb des Modellpropellers. Ein sogenanntes Dynamometer misst dessen Drehzahl, Schub und Leistungsbedarf. Weitere Einbauten wie Rudermaschinen oder Flossensteuerungen werden je nach Versuchszweck eingebaut.

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In einer unscheinbaren Ecke der Hallen zeigte die HSVA eine interessante Entwicklung aus dem Bereich der Kavitationsforschung. Das Grim’sche Leitrad als Zusatzorgan hinter einem konventionellen Propeller führt zu Leistungseinsparungen beim Schiffsantrieb.

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Die größte Halle der HSVA enthält den großen Schlepptank. Überwiegend wird in diesem 300m langen und 6m tiefen Becken der Widerstand und Leistungsbedarf von Schiffen in glattem Wasser bestimmt. Es kann aber auch das Bewegungsverhalten von Offshore-Plattformen und Schiffen in schwerer See untersucht werden, was eindrucksvoll gezeigt wurde. Sogar freifahrende Modelle mit eigener Ruderanlage werden zur Untersuchung ihres Manövrierverhaltens genutzt. All dies geschieht lange bevor das echte Schiff das Licht der Öffentlichkeit erblickt.

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Schlimmer als starker Seegang (Riesenwellen, Kaventsmänner, Monsterwellen) kann das Phänomen „Parametrisches Rollen“ sein. Treffen Wellen mit einer bestimmten Wellenperiode von vorne oder von hinten auf das Schiff, kann es zu einer Rollinstabilität kommen, welche durch die periodischen Änderungen der Wasserlinienfläche im Wellenberg und Wellental erregt wird. Auch dieses Phänomen wurde im großen Becken der HSVA eindrucksvoll gezeigt.

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Der Eistank der HSVA ist eine der größten eistechnischen Versuchsanlagen der Welt. Hier werden Modelle von Schiffen und Offshore-Strukturen unter arktischen Bedingungen untersucht. Bei einer Wassertemperatur von -0,2°C und einer Lufttemperatur von bis zu -25°C können Modelleisdecken von bis zu 8cm Dicke gefroren werden. Zur Modellierung der korrekten Festigkeit wird das Eis angewärmt. Deswegen werden die Versuche bei einer Umgebungstemperatur von 4°C durchgeführt.

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In der letzten zu besichtigen Halle befindet sich der Hydrodynamik- und Kavitationstunnel HYKAT. Kavitation ist das physikalische Phänomen, das Wasser infolge starken Unterdrucks verdampft, der in Regionen sehr hoher Strömungsgeschwindigkeit entsteht. Der Kavitationstunnel HYKAT ist weltweit eine der größten Versuchsanlagen zur Untersuchung dieses Phänomens, das am Schiffspropeller Materialzerstörung, Vibrationsanregung und Geräuschentwicklung bewirken kann – nicht nur U-Bootfahrer wissen wohl was ich meine. 1,5 Millionen Liter Wasser durchströmen den Ringkanal mit bis zu 45km/h in der 11m langen Messstrecke.

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Mit einem kühlen Alsterwasser auf dem Freigelände schlossen wir den „Tag der offenen Tür bei der HSVA“ ab. Es war eine rundum gelungene Möglichkeit etwas in die Entwicklung von Schiffsrümpfen einzutauchen.