Die „Rungholt“ ist ein Auto- und Personenfähre der Wyker Dampfschiffs-Reederei (W.D.R.). Seit 1885 wickelt die Reederei den gesamten Fährbetrieb nach Föhr, Amrum und zu den Halligen ab. Dies bedeutet, dass jährlich 270.000 Autos, über 35.000 Lkw und rund 1.8 Millionen Fahrgäste zu befördern sind.

Fährschiff Rungholt

Aufgrund der immer breiter werdenden PKW wurde im Vergleich zu ihren Schwesterschiffen „Nordfriesland“ (Baujahr 1978), „Uthlande“ (Baujahr 1980) und „Schleswig-Holstein(Baujahr 1988) die „Rungholt“ um zwei Meter breiter konstruiert. Somit wurde ein Generationswechsel dieser Schiffsklasse eingeläutet, die sich optisch seit 1972, dem Baujahr des Prototyps „Schleswig-Holstein“, kaum verändert hatte.

Optisch sichtbare Veränderungen: Das Schiff verfügt im Salondeck an der Front über acht Fenster (alle älteren Typen haben fünf Fenster). Die Rauchgaspfosten befinden sich ein Deck weiter oben, also auf dem Sonnendeck. Anstelle der bisher üblichen Heckpforten (Schiebe­türen) auf dem Autodeck ist das Schiff auch achtern mit einem hydraulisch betriebenen Visier ausgestattet.

Bau und Indienststellung
Die „Rungholt“ wurde auf der Husumer Schiffswerft (Baunummer 1520) gebaut und am 10. April 1992 durch die Taufpatin Hanna Bradhering getauft. Am 29. Mai 1992 war die Probefahrt und Indienststellung des Schiffes.

Maschinenanlage und Antrieb

Maschine: 2x MaK, Typ 6 332
Leistung: 1.920 kW (2.610 PS)
Geschwindigkeit: 12,5 kn
Propeller: Lips-Verstellpropeller in Kort-Düsen

Technische Daten
Länge: 67,84 m
Breite: 14,80 m
Tiefgang: 1,96 m
Verdrängung: 2265 BRZ
Tragfähigkeit: 331t
Passagiere: 1190 (mit Sonnendeck)
Fahrzeugkapazität: 55 PKW
Registrierung: IMO 9038660

 

Etwas Geschichtliches – „Heut bin ich über Rungholt gefahren“

Vor über 650 Jahren, am 15. Januar 1362, begann die Zweite Marcellusflut, im Norden besser bekannt als Grote Mandrenke. Die Sturmflut fiel erst am 17. Januar wieder ab. In ihrem Verlauf zerlegt sie die Uthlande in Inseln, Halligen und Marschen, die Stadt Rungholt versank.

Detlef von Liliencron, der 1882 zum Hardesvogt der heutigen Hallig Südfall ernannt wurde, verdichtete die Rungholtsage zu seiner wohl bekanntesten Ballade. Rungholt war wohl eine bäuerliche, für damalige Verhältnisse große Stadt, unterhielt aber keine Städtepartner­schaften mit Sündenbabel, Atlantis, Sodom und Gomorra. Gleichwohl wurde aus Rungholt nach und nach ein sagenumworbener Ort voller Reichtum, Gottlosigkeit und anderer Schlechtigkeiten. Erst in diesem Jahrhundert konnte ihre Existenz und genaue Lage aufgrund von Funden zweifelsfrei belegt werden. Hier die erste Strophe der Ballade:

Heut bin ich über Rungholt gefahren,

Die Stadt ging unter vor sechshundert Jahren.

Noch schlagen die Wellen da wild und empört,

Wie damals, als sie die Marschen zerstört.

Die Maschine des Dampfers schütterte, stöhnte,

Aus den Wassern rief es unheimlich und höhnte:

Trutz, Blanke Hans.