Autor: Militärpfarrer Jacobi – Quelle: www.einsatz.bundeswehr.de

Ein Tisch, eine weiße Tischdecke, ein Holzkreuz, zwei brennende Kerzen – mehr braucht es nicht, damit Militärpfarrer Jacobi einen schlichten Altar hergerichtet hat. Regelmäßig wird eine Messe der Fregatte „LÜBECK“ in eine kleine Kirche umfunktioniert.


Bernhard Jacobi, Militärpfarrer auf der „LÜBECK“ (Quelle: Bundeswehr/Julian Fuchs)

Mein Name ist Bernhard Jacobi, ich bin evangelischer Militärpfarrer, 49 Jahre alt, verheiratet und habe zwei Töchter.

Zum dritten Mal bin ich zurzeit als Militärpfarrer an Bord einer Fregatte. Die Militärpfarrer der Marine begleiten die Soldaten in der Regel für drei Monate in den Einsätzen, manchmal auch länger. Bis zum August 2014 war ich mit der Besatzung der „BRANDENBURG“ in der EU-Mission „Atalanta“. Mitte Oktober bin ich dann spontan für einen Kollegen eingesprungen. Seitdem fahre ich auf der „LÜBECK“ mit, die noch bis Februar 2015 am Horn von Afrika zum Schutz der Schiffe des Welternährungsprogrammes und zur Sicherheit im Seegebiet beiträgt. Ich werde bis zum 5. Dezember an Bord bleiben.

Uns Militärpfarrern ist es wichtig, dass die uns anvertrauten Soldaten nicht unbegleitet sind. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass wir mit unserem Dienst auch zeigen wollen, wie sehr wir die Arbeit der Soldaten im Einsatz wertschätzen.

Ins Bordleben integriert


Sein Platz ist bei den Soldaten (Quelle: Bundeswehr/Julian Fuchs)

Ich bin seit gut 22 Jahren evangelischer Pfarrer. Erst habe ich in Bonn gearbeitet, dann in Virginia/USA und die letzten zwölf Jahre in Linnich bei Aachen. Ich liebe meinen Beruf.

Seit zwei Jahren bin ich nun Militärseelsorger. Die Verträge mit den Militärpfarrern sind auf sechs Jahre begrenzt, können jedoch jährlich bis zu maximal zwölf Jahren verlängert werden. Danach kehren wir in unsere Landeskirchen zurück.

Der Wechsel zur Militärseelsorge bedeutete eine neue Herausforderung für mich, da hier die Kirche mitten in der Arbeitswelt ihren Platz findet. An Bord habe ich die Chance, mit vielen jungen Menschen ins Gespräch zu kommen. Mir macht die Arbeit als Militärpfarrer viel Freude und ich bin sehr glücklich auf der „LÜBECK“. Das liegt vor allem an der Besatzung, die mich so freundlich aufgenommen hat. Selbstverständlich nehme ich am Bordleben teil, mache mit den Soldaten Sport und helfe natürlich auch bei „Alle-Manns-Manövern“. Zu den Mahlzeiten gehe ich durch die verschiedenen Messen, so heißen die Aufenthalts- und Speiseräume an Bord und finde immer interessante Gesprächspartner.

Gottesdienst auf der „LÜBECK“


Gottesdienst in See am 16. November anlässlich des Volkstrauertages. Zeit zum Innehalten, Gedenken und zum Beten (Quelle: Bundeswehr/Julian Fuchs)

Ein Mal pro Woche wird an Bord Gottesdienst gefeiert. Auf einer Back, wie die Tische an Bord heißen, ist ein Altar mit einer weißen Tischdecke aufgebaut. In der Mitte steht ein Kreuz zwischen zwei weißen brennenden Kerzen. Ich habe meinen schwarzen Talar übergezogen. Mit einem Läuten der Schiffsglocke und einer Durchsage über die Schiffslautsprecheranlage beginnt der Gottesdienst. Ein Kamerad spielt Gitarre. Die anwesenden Soldaten haben ihre Gesangsbücher aufgeschlagen, um zum Einstieg ein Lied zu singen.

Der Gottesdienst soll für die Soldaten eine kleine Auszeit von der Bordroutine sein. Einfach einmal für eine Stunde runterkommen, miteinander singen, sich inspirieren lassen, Musik hören, nachdenken, auch beten – für die Lieben daheim vor allem. Ich versuche die Gottesdienste möglichst abwechslungsreich zu gestalten und orientiere mich an aktuellen Feiertagen, aber auch an Themen die sich aus dem Alltag ergeben.

Jederzeit ein vertrauensvoller Gesprächspartner


„Heute gedenken wir der Soldaten der letzten Kriege sowie den Soldaten der Bundeswehr, die für unser Land ihr Leben lassen mussten.“ Wo wäre es passender, diesen Gottesdienst zu feiern, als im Einsatz an Bord der „LÜBECK“ (Quelle: Bundeswehr/Julian Fuchs)

Täglich gehe ich durchs Schiff und stehe den Marinesoldaten jederzeit als Gesprächspartner und Seelsorger zur Verfügung. Natürlich unterliege ich dabei der Schweigepflicht, das ist mir ganz wichtig. Dabei ist es egal, ob es um Beziehungsprobleme, sonstige Sorgen zu Hause, oder dienstliche Belange geht. Mir sind alle Sorgen wichtig, allein der Mensch zählt, nicht der Dienstgrad, auch nicht die Konfession, die Religion, oder die Geisteshaltung.

Viele Schicksale gehen mir nahe, denn die Zerbrechlichkeit des Lebens macht auch vor den Soldaten im Einsatz nicht halt. Aber es gibt mir Kraft, wenn ich Menschen im Gespräch neue Perspektiven aufzeigen und „Türen öffnen“ kann. Sorgen und Schicksalsschläge lassen sich natürlich nicht schönreden. Es ist jedoch immer auch eine Frage, wie wir uns dazu verhalten und da gibt es Möglichkeiten. Sollte es in den Tagesbefehl passen, führe ich auch Unterrichte an Bord durch, um mit den Soldaten unter anderem über friedensethische Fragen zu diskutieren.

Wenn ich mich nicht an Bord einer Fregatte befinde, kümmere ich mich, gemeinsam mit meinen Pfarrhelfern und meinem Kollegen um die Soldaten und deren Familien an meinem Heimatstandort in Wilhelmshaven. Dort organisieren wir neben den Gottesdiensten auch Rüstzeiten und führen lebenskundliche Unterrichte durch. Ein anderer wichtiger Teil unserer Arbeit ist es, in den Kirchengemeinden in Wilhelmshaven von unserer Arbeit und von dem, was die Soldaten letztlich für uns alle leisten, zu berichten.

Zum Schluss bleibt mein Wunsch und meine Hoffnung, dass die Besatzung der „LÜBECK“ im Februar wohlbehalten nach Wilhelmshaven zurückkehrt und die Soldaten dann wieder bei den Menschen sind, die ihnen anvertraut sind und von denen sie schon jetzt sehnlichst erwartet werden.