Die Schiffsorganisation

Wie jeder größere Betrieb, ist auch die Fregatte „LÜBECK“ in mehrere Abteilungen aufgegliedert. Diesen Abteilungen, Hauptabschnitte genannt, stehen Hauptabteilungsleiter vor. Über diesen Abteilungsleitern gibt es zwei Chefetagen mit unterschiedlichen Aufgabenbereichen.

An der Spitze des Schiffes steht der Kommandant, grundsätzlich für alles an Bord verantwortlich und mit Disziplinargewalt der zweiten Ebene ausgestattet, was bedeutet, dass ihm die Entscheidung über stärkere Disziplinarmaßnahmen, was Art und Höhe betrifft, vorbehalten bleibt.

In der nächsten Etage residiert der erste Offizier, kurz IO genannt. Er ist der verantwortliche Leiter für den Innendienst. Das beinhaltet: Tagesroutine im See- und Hafenbereich, personelle Planung und Besetzung der einzelnen Hauptabschnitte. In ihm finden wir den Disziplinarvorgesetzten der Besatzung. Unterstützt wird er vom Schiffswachtmeister, der insbesondere für die Korrespondenz zuständig ist.

Die Abteilungsleiterebene fächert sich in 4 Hauptabschnitte auf, die für folgende Bereiche zuständig sind:

  • HA 100 – Schiffswaffen – Decksdienst und Waffen
  • HA 200 – Schiffstechnik – Schiffssicherung, Antrieb und Elektrotechnik
  • HA 300 – Schiffsorganisation – Navigation, Elektronik, Fernmelde, Signal, Ortung und elektronische Kampfführung
  • HA 400 – Versorgung – Verpflegung, Materialversorgung, Rechnungsführung, Kantine, Sanität, Registratur

Alle Hauptabschnitte sind wiederum untergliedert und in einzelne Verantwortungsbereiche zerteilt. Im Folgenden werden sich die einzelnen Hauptabschnitte im Detail vorstellen und somit die Möglichkeit geben, die innere Struktur dieses schwimmenden Unternehmens genauer kennenzulernen.


Hauptabschnitt 100 – Schiffswaffen

Der seemänische Abschnitt

In diesem Abschnitt ist das Personal der Verwendungsreihe 11, Decksdienst, zu Hause und wird vom Decksmeister (Schmadding) fachlich eingesetzt. Der hauptsächliche Arbeitsplatz für diese Soldaten ist das Oberdeck.

Bei allen seemännischen Manövern wie „Versorgung in See ( RAS )“, „Schleppen und geschleppt werden“, „An- und Ablegen“, „Ankern“, „Kuttermanöver“ und „Helotransfer“, müssen diese Kameraden dafür sorgen, dass alle benötigten Materialien, Leinen etc., richtig bereitliegen und ordnungsgemäß benutzt werden. Eine Arbeit, die nicht nur bei Sonnenschein stattfinden kann und jederzeit den ganzen Mann benötigt. Damit ist aber noch nicht genug!

Ein Schiff glänzt nicht nur durch Leistung, sondern vermittelt auch einen äußeren Eindruck. Die lästige und doch so wichtige Arbeit mit Pinsel und Farbe, kurz Pönen genannt, wird auch in der Hauptsache durch die 11er geleistet. Aber auch innerhalb des Schiffes kommt jeder Soldat an Bord mit den Seeleuten in Berührung, liegt doch bei ihnen die verantwortungsvolle Aufgabe der Betreibung der Wäschelast. Nur durch gute Arbeit ist es sichergestellt, dass alle Soldaten regelmäßig frisches Kojenzeug und saubere Handtücher erhalten können. Zusätzlich zu diesen schon umfangreichen Arbeiten stellt das Personal des Decksdienstes einen großen Anteil an der Brückenwache im Seedienst. Alles in allem verlangt der Dienst einen wind- und wetterfesten Soldaten.

Überwasserwaffen

Schon das Äußere der Fregatte „LÜBECK“ verrät auch dem marinefremden Betrachter, dass auf diesem Schiff mit seinen

100-mm-Türmen, zwei Doppellafetten 40mm und den zwei Einzellafetten 40 mm ein goßer Schwung an Personal aus dem Bereich Artillerie und Feuerleitung benötigt wurde. Die Überwasserwaffenmechaniker, Verwendungsreihe 31, auch Ari’s genannt, waren für die Pflege und Wartung sowie den Einsatz der Rohrwaffen zuständig.

Ebenso wie das Schiff selbst, befanden sich die Waffen in ihrem 3. Lebensjahrzehnt. Die technische Entwicklung der Waffen ging zurück bis zum Ende der 40er Jahre. Es erstaunt also nicht, dass sehr viel Zeit in die Wartung der Waffen investiert werden musste, um den heutigen Anforderungen noch gerecht zu werden. Bedienung und Betrieb der Waffen gehörten, ebenso wie die Lagerung und Behandlung der dazugehörigen Munition, zu den Aufgaben der Ari’s. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der Artillerist ein Soldat mit Improvisionsgabe und handwerklichem Geschick sein muss.

Überwasserwaffenelektroniker-Feuerleiter

Die Feuerleiter, Überwasserwaffenelektroniker (Verwendungsreihe 32) waren für Wartung, Pflege und Bedienung der zu den Rohrwaffen gehörenden Feuerleitanlagen zuständig.

Sie sorgten mit ihren elektromechanischen und elektronischen Anlagen dafür, dass der Schuss das befohlene Ziel nicht verfehlte. Ebenso wie die Waffen blickten die Feuerleitanlagen auf eine lange Einsatzzeit zurück. Wer was von Elektronik versteht, weiß, welch lange Zeit 25 Jahre auf dem Gebiet der Elektronik sind. Elektronisches Fachwissen, gepaart mit der Fähigkeit auch aus fast nichts noch etwas Brauchbares zu basteln, war hier besonders gefragt. 

Diese beiden Bereiche, Soldaten der Verwendungsreihen 31 und 32, gewährleisteten also den optimalen Einsatz der zahlreichen Rohrwaffen. Ohne diese Waffen und das dazugehörige Personal konnte die „LÜBECK“ sich nicht gegen gegnerische Flugzeuge, Flugkörper, Schiffe und Boote verteidigen.

Diese Fähigkeiten wurden Jahr für Jahr in vorgeschriebenen Schießübungen nachgewiesen. So wurden auf der „LÜBECK“ in den 25 Jahren ihres Dienstes ca. 34000 Schuss 100 mm und 54000 Schuss 40 mm Munition zu Übungszwecken verschossen.

Unterwasserwaffen

Die Fregatte „LÜBECK“ wurde 1963 als Geleitboot in den Dienst der Bundesmarine gestellt. Nach den Erfahrungen des 2.Weltkrieges und im Rahmen des Neuaufbaus der Bundesmarine im NATO-Verbund legte man einen besonderen Wert auf den Schutz von Handels- und Versorgungsschiffen gegen U-Boote. Um diesen Erfordernissen Rechnung zu tragen, wurde die „LÜBECK“ mit einer leistungsfähigen Sonaranlage zur Erfassung von U-Booten und den damals modernsten Waffen zu deren Bekämpfung ausgerüstet.

Die U-Jäger (Unterwasserwaffenmechaniker, Verwendungsreihe 33) waren mit der Wartung, Pflege und dem Einsatz der U-Jagdwaffen betraut. Als Hauptbewaffnung waren dies die mitgeführten Torpedos. Als weitere Bewafffnung stand ihnen die U-Jagdraketen und Wasserbomben zur Abwehr von U-Booten im Nahbereich zur Verfügung.

Die Sonarmixer (Unterwasserwaffenelektronik, Ortung und Waffenleitung, Verwendungsreihen 39 und 37S) mussten mit Hilfe der Sonaranlage (Unterwasserwaffenortung durch Schallwellen und deren Reflexion) vor Beginn der eigentlichen U-Jagd das U-Boot auffassen, identifizieren und verfolgen. Damit lieferten sie die notwendigen Daten zur Erstellung des Unterwasserlagebildes und Zielwerte für die Wasserbomben-, Raketen- Torpedofeuerleitrechner.

Auch in unserer modernen Marine ist die Abwehr von U-Booten eine der wesentlichen Aufgaben. Selbst wenn heute von den neuen Schiffen Helikopter zur Bekämpfung von U-Booten eingesetzt werden, hatte die Fregatte „LÜBECK“ im Zusammenspiel mit anderen U-Jagd-Einheiten ihren Stellenwert nicht verloren.


Hauptabschnitt 200 – Schiffstechnik

Die Soldaten in diesem Hauptabschnitt wurden tradionsgemäß immer noch „Heizer“ genannt, obwohl auf der „LÜBECK“, ähnlich wie auf einer Diesellok, keine echten Heizer gebraucht wurden. Das Personal untergliederte sich vielmehr in drei Bereiche:

  • Motorentechnik (Verwendungsreihe 42)
  • Elektrotechnik ( Verwendungsreihe 43)
  • Schiffsbetriebstechnik ( Verwendungsteihe 44)

und erfüllten so die Abschnitte Antrieb, Elektrotechnik und Schiffsbetriebstechnik mit Leben. Im ersten Moment nahm man die Heizer gar nicht wahr, denn alle Arbeitsbereiche und Betriebsräume lagen unterhalb des Hauptdecks. Damit sind wir schon beim größten Problem des Hauptabschnittes 200. Durch die Arbeit im Verborgenen wurde sehr leicht übersehen, welche für das Schiff so wesentliche Arbeiten hier geleistet wurden. Die Hauptaufgabe dieses Abschnittes war es, das Schiff in Fahrt zu bringen, zu halten und gegebenfalls auch zu stoppen.

 
Um dieser Aufgabe gerecht zu wurden, war die „LÜBECK“ mit 4 turboaufgeladenen Antriebsdieselmotoren mit je 16 Zylindern und 2 Gasturbinen ausgerüstet. Jeder Motor leistete ca. 3000 PS und hatte einen Hubraum von 216,8 Litern. Jede Gasturbine erzeugte eine Leistung von 12000 PS. Entsprechend der Schaltung konnte die Fregatte „LÜBECK“ eine Geschwindigkeit von 30 Knoten, das sind knapp 56 Km/h, erreichen.

Um die Leistung der Antriebsaggregate an die beiden Propeller zu bringen, waren Getriebe, Kupplungen und selbstverständlich je eine Welle per Seite zwischengeschaltet. Bedient, gepflegt und instandgesetzt wurde die Motoren- und Getriebeanlage von den Soldaten der Verwendungsreihe 42, den Motorentechnikern, die im Zivilleben zumeist Kfz-Mechnaniker oder Schlosser sind. Die Turbinenanlage wurde ebenfalls von 42ern betrieben, wobei aber auch elektronisch ausgebildetes Personal, sogenannte 43er, hier Dienst taten.

Da die „LÜBECK“ schon einige Jahre alt war, wurde hier die Technik noch von Hand gemacht. Die Bauweise der gesamten Antriebsanlage sah eine direkte Überwachung in den Betriebsräumen vor. Aus diesem Grund wurde im Seebetrieb, also wenn die Antriebsanlagen in Funktion waren, die Motoren- und Turbinenräume von Unteroffizieren und Mannschaften besetzt. Zwangsweise waren diesen Soldaten dadurch der Dauerbelastung durch Lärm, Hitze und unter Umständen aus Abgasgestank ausgesetzt. Die Gesamtüberwachung der Antriebsanlage wurde durch 2 Portepeeunteroffizieren und 1 Offizier vom Schiffstechnischen Leitstand durchgeführt. Hier wurde auch die geballte Kraft der Motoren und Turbinen je nach vorgegebenen Fahrkommandos nach einen bestimmten Verfahren „von Hand“ geschaltet und kombiniert.

Zum Antriebsabschnitt gehörte auch die Maschinenwerkstatt. Dieser Kleinbetrieb bestand aus einem Portepeeunteroffizier und 2 Mannschaftsdienstgraden und war für alle möglichen Reparaturen zuständig. Hier wurden defekte Teile instandgesetzt oder gegebenfalls neu angefertigt, Sonderanfertigungen durchgeführt oder aber auch Abschiedsgeschenke produziert.

Der Tagesbedarf eines modernen Schiffes an elektrischer Energie, hier der Einfachheit halber „Strom“ genannt, ist immens. So verbrauchte die „LÜBECK“ im Seebetrieb ständig 400 000 Watt. Das war jedoch nur der Minimalverbrauch. Wurde das Schiff in einen höheren Bereitschaftszustand gebracht, wurden also mehr Anlagen in Betrieb genommen, erreichte der Verbrauch leicht den doppelten Wert. Um diese Menge Strom erzeugen zu können, war die Fregatte „LÜBECK“ mit zwei E-Werken versehen worden. Die E-Werke waren Kraftwerke in denen mit je 3 Dieselmotoren und angehängten Drehstromgeneratoren Strom erzeugt wurde. Jeder Generator schafte dabei maximal 360.000 Watt. In diesen E-Werken versahen Unteroffiziere und Mannschaftsdienstgrade der Verwendungsreihe 42 und 43 ihren Dienst. Diese Soldaten hatten die Aufgabe, die Erzeugung und Verteilung der elektrischen Energie zu überwachen. Die Kombination wurde gewählt, um sowohl motorentechnischen und elektrotechnischen Problemen bei der Stromerzeugung begegnen zu können.

Im E-Außenabschnitt, also bei den Bordelektronikern, waren nur Soldaten der Verwendungsreihe 43 eingesetzt. Zivilberuflich ebenfalls als Elektriker oder in artverwandten Berufen ausgebildet, haben diese Soldaten die besten Voraussetzungen, die Stromverteilungsprobleme der „LÜBECK“ zu lösen. Merke: Nicht jeder Rasierapparat funktioniert mit 440 Volt!

Die eigentlichen Bordelektroniker arbeiteten nicht in den E-Werken. Sie sausten nahezu unermüdlich durch das Schiff, suchten und fanden im kilometerlangen Kabelgewirr die Fehler und beseitigten diese. In den entlegensten Ecken, sollte der richtige Strom jederzeit aus einer Steckdose kommen.

Ob es nun 440 Volt mit 60 Hz oder 115 Volt oder 220 Volt oder auch nur 24 Volt Gleichstrom war – Hauptsache, der Strom floss, wenn er gebraucht wurde. Um mal eine Vorstellung davon zu geben, was auf diesem Schiff alles vom Strom abhing, hier eine kurze Aufzählung: Luftheizung, Warmwasserbereitung, Kombüsenbetrieb, Kaffeemaschinen, Kasettenrecorder, Fernsehgeräte, Videogeräte (und das sind nur einige der wirklich wichtigen Sachen).

Kaum ein anderer Betrieb an Bord eines Schiffes arbeitet so übergreifend, wie die Schiffssicherung. Eigentlich müsste er ja Schiffsbetriebstechnik heißen, da der Großteil der anfallenden Arbeiten den Betrieb des Schiffes aufrechterhält. Ob es darum geht fensterlose Räume zu belüften, zu kühlen, zu heizen oder Wasser an alle möglichen und manchmal unmöglichen Stellen zu fördern, die Männer der Schiffssicherung haben ihre Finger drin.Personell besetzt war der Abschnitt mit 44ern, 43ern und 42ern, also nahezu universell, den Anlagen entsprechend. Allesamt mussten es robuste Burschen sein, denn ein defektes Sanitärsystem, das nach 20 Jahren zum erstenmal geöffnet werden muss, ist nichts für empfindliche Nasen. Bevorzugte zivile Ausbildung für den Einsatz im Schiffssicherungsabschnitt war die des Maschinenschlossers, Klimatechniker, Gas- und Wasserinstallateurs. Gelegentlich fanden sich auch hier Abiturienten oder Landmaschinentechniker, denen es vor nichts graute.

Gerade die universelle Einsetzbarkeit und Zuständigkeit machte die wichtgkeit deutlich. Die beste Feuerleitanlage, das beste Ortungssystem war schwer zu handhaben, wenn es selbst oder der Raum, in dem es sich befand, zu warm wurde. Letztendlich arbeitete der beste Soldat schlecht, wenn es ihm an den gewohnten Annehmlichkeiten wie Waschen, Duschen, kalten Getränken und frischen Proviant auf den langen Seetörns fehlte.

Die ursprüngliche Aufgabe der Schiffssicherung, nämlich das Schiff zu sichern, obliegt heute im Grunde genommen jeden Soldaten. Einsatztrupps wurden aber immer noch z.B. bei Feuer im Schiff oder Wassereinbruch zum Großteil vom Hauptabschnitt 200 gestellt. Es waren hierbei 15 % Soldaten anderer Hauptabschnitte beteiligt.

Auch hier trug wiederum der Schiffssichungsabschnitt die Hauptlast. Für diesen Abschnitt galt, mehr als für alle anderen auf dem Schiff, dass er erst dann auffiel, wenn er nicht funktionierte.


Hauptabschnitt 300 – Schiffsoperation

Der Hauptabschnitt 300 ist vergleichbar mit der Erde, um die viele Satelliten kreisen. Das Kernstück und somit die Erde wird von der Operationszentrale (OPZ) gebildet. Der Begriff Operationszentrale bedeutet nicht, dass hier dem Sanitätsbereich Zuarbeit geleistet wird, sondern vielmehr, dass hier die eingehenden Informationen der Satelliten aufgenommen und verarbeitet werden.

Zu diesen Informationsquellen gehören neben Teilbereichen der anderen Hauptabschnitte insbesondere die Bereiche Funk (Verwendungsreihe 21), Signal (Verwendungsreihe 27), Elektronische Kampfführung (Verwendungsreihe 28) und Navigation (Verwendungsreihe 23), wo diese aufgenommen, verarbeitet, umgesetzt und ausgewertet werden. Um diese Informationen richtig und schnell verarbeiten zu können, war die „LÜBECK“ mit einer Vielzahl elektronischer Geräte ausgerüstet.

Die einwandfreie Funktion dieser Geräte wurde durch das Personal der Verwendungsreihen 24 (Führungsmittelelektronik) und 25 (Fernmeldetechnik) gewährleistet.

Der Funkabschnitt

Gleich hinter der Brücke lag das Ohr zur Welt – der Funkraum! Das Personal bestand aus Tast- und Schreibfunkern. Alle Fernschreiben, die das Schiff von anderen Schiffen und Landdienststellen erreichten, wurden hier aufgefangen und an die richtigen Stellen weitergeleitet. Sie mussten aber nicht nur hören, sondern auch senden können. Mit Hilfe der diversen Funksendeanlagen bis zu einer Stärke von 1000 Watt hielten sie die Verbindung mit der Heimat auch über große Strecken aufrecht. Nicht nur millitärische Einrichtungen konnten erreicht werden. Eine ständige Verbindung mit Norddeich-Radio ermöglichte auch private Verbindungen mit den Angehörigen. Diese Fernmeldeleitung blieb jedoch auf Grund der Fülle der dienstlichen Fernschreiben nur dringenden Fällen vorbehalten. Ebenso wurden hier die internationalen Seenotfrequenzen abgehört, um Schiffen, die in Not geraten sind, schnellstmöglich Hilfe zukommen zu lassen. Das Personal im Funkraum musste immer sehr sorgfältig und besonders zuverlässig arbeiten, damit die wichtigen eingehenden Informationen nicht verlorengehen.

Der Ortungsabschnitt

Die Soldaten der Verwendungsreihe 23 versahen ihren Dienst in der OPZ. Sie waren das „Gehirn“ des Schiffes. Die Hauptaufgabe dieser Männer lag in der Radarbeobachtung und im Zeichnen (Plotten) der gemeldeten Radarkontakte. Hierzu stand ihnen ein Luftraum- und Seeüberwachungsradar zur Verfügung. Weiterhin wurden alle taktischen Sprechfunk-verbindungen von diesen Soldaten überwacht und benutzt. Neben diesen selbstgewonnen Informationen wurden alle wichtigen Mitteilungen anderer Abschnitte vom OPZ-Personal gesammelt. Alle Meldungen wurden dann miteinander verglichen und untereinander zugeordnet. So enstand ein Lagebild, welches es ermöglichte, in kurzer Zeit alle Geschehnisse im und um das Schiff herum zu erfassen. Die Soldaten mussten die große Menge an Informationen schnell, gewissenhaft und zuverlässig in dieses Lagebild einarbeiten. Auf dieser Basis war es dem Kommandanten möglich, die „LÜBECK“ in taktisch-operativer Hinsicht richtig einzusetzen.

Merke: Im Einsatz kann schon ein kleiner Fehler in diesem Lagebild schwere Folgen für Schiff und Besatzung haben.

Der Elektronikabschnitt

Pflege und Wartung der Vielzahl von elektronischen Geräten an Bord ist eine Aufgabe des Personals der Verwendungsreihen 24 und 25. Um der sich ständig weiterentwickelnden Technik Herr zu werden, bedurfte es hier den besonders qualifizierten Fachmännern. Nicht selten kam es vor, dass einige Geräte während des Betriebes in See Störungen aufwiesen oder sogar ausfielen. Bei allen Anlagen war zwar Ersatz vorhanden, jedoch mussten auch diese Austauschteile vom Fachpersonal eingesetzt werden, um anschließend wieder ein voll funktionsfähiges Gerät zur Verfügung zu haben. Aber auch dort, wo keine Ersatzteile vorhanden waren, musste fachmännisch und mit Ideenreichtum an einer Lösung des Problemes gearbeitet werden. Zu diesem Zweck hatte der ELO-Abschnitt eine eigene Werkstatt zur Verfügung. Hier wurden bordeigene Fernsehgeräte und Videoanlagen genauso Instand gesetzt, wie auch Telefone, Fernschreiber, Funksender und Teile der Radaranlagen.

Die elektronische Kampfführung

In einem kleinen, gut klimatisierten und geheimnisvollen Raum saßen die Männer der Verwendungsreihe 28 zwischen Bergen geheimer Vorschriften vor einem bunt blinkenden und piepsenden Gerät. Dieser Raum nannnte sich ESM – (elektronic-support-measures) Raum. Hier wurden also elektronische Unterstützungsmaßnahmen durchgeführt. Ziel dieser Maßnahmen war es, Radarstrahlungen von Schiffen, Flugzeugen und Flugkörpern mittels einer speziellen Antenne aufzufassen. Diese Ausstrahlungen wurden dann auf einem hochempfindlichen elektronischen Gerät in Bild und Ton dargestellt. Die 28er werteten diese Informationen in verschiedenen Schritten aus. Anschließend wurde das gewonnene Ergebnis an die OPZ zur Vervollkommnung des Lagebildes weitergeleitet. Diese Meldung enthielt eine Reihe von wichtigen Erkenntnissen. So konnte die Richtung, aus der ein Radargerät strahlte, die Art des Gerätes und somit auch der Träger ermittelt werden. Mit diesen Informationen trug der ESM-Raum wesentlich zur Identifizierung von bis dahin unbekannten Radarkontakten bei. Da die Reichweite dieser Anlage größer war als die der Radargeräte, konnten die hier arbeiteten Soldaten für eine rechtzeitige Vorwarnung sorgen.

Der Navigationsabschnitt

Für einen, der zur See fährt, ist es von größter Wichtigkeit, genau zu wissen, wo er sich befindet, um nicht in Gebiete zu gelangen, die auf Grund ihrer Wassertiefe oder anderer Umstände gefährlich sind. Das Navigationspersonal (Verwendungsreihe 26) war mit dieser verantwortungsvollen Aufgabe betraut. In den Küstengewässern wurde der Standort des Schiffes durch Anpeilen von Landmarken bestimmt. Auf hoher See hingegen wurden dazu technische Hilfsmittel eingesetzt. Hierfür waren an Bord ein Funkpeiler, ein Navigationsradar und ein Decca-Navigationsgerät installiert. Das Decca-Gerät empfing von Land abgesandte Funkwellen und übertrug diese in Zahlenwerte, die dann in die Seekarte eingetragen werden konnte.

Genaue Vorbereitung und exaktes, sicheres Arbeiten waren die Grundvorausetzungen, um auch enge Gewässer sicher befahren zu können. Zu den wichtigsten Maßnahmen gehörte, daß sich die Navigation mit Hilfe von Seehandbüchern und der Seekarten mit den Besonderheiten bestimmter Seegebiete vertraut machte. Ähnlich einer Autokarte verloren auch Seekarten ihre Gültigkeit. Man musste jedoch dabei bedenken, dass eine Tonne schnell ausgelegt war, der Bau einer neuen Straße jedoch Jahre dauern konnte. So mussten die ca.350 verschiedenen Seekarten wöchentlich berichtigt werden, um immer auf dem neusten Stand zu sein.

Zusammenfassend kann gesagt werden: „Ein Navigateur hat’s schwör!!“

Der Signalabschnitt

„Wenn die bunten Fahnen wehn…“, dann konnte nur der Signäler (Verwendungsreihe 27) bei der Arbeit sein. Auch in der heutigen Zeit kann man bei der Führung von Schiffen in See auf die Benutzung von optischen Fernmeldemitteln nicht verzichten. Die Aufgaben des Flaggensignalisierens und Lichtmorsens werden von den Soldaten des Signalabschnittes wahrgenommen. Die Nutzung dieser Fernmeldewege gewinnt in der heutigen Zeit wieder an Bedeutung. Der optische Signalverkehr ist nun einmal absolut abhörsicher. Nur Einheiten in Sichtweite können diese Signale auffassen und auswerten. Genaue Kenntnis des Morsealphabetes, der internationalen und militärischen Signalflaggen sind die Voraussetzung für eine schnelle Übermittlung, Entschlüsselung und Weiterleitung ein- und ausgehender Sprüche. Wind, Wetter und Wellen erschwerten diese Aufgabe in besonderer Weise.

Zusätzlich werden diese Soldaten auch noch für den Fernmeldeverkehr auf taktischen Sprechfunknetzen ausgebildet. Diese Aufgabe versehen sie jedoch nur bei besonderen Manövern, wie z.B. bei Versorgung in See und bei Fahrübungen im Verband.

 


Hauptabschnitt 400 – Schiffsversorgung

In diesem Hauptabschnitt finden wir Soldaten des Stabdienstes (Verwendungsreihe 61), Verpflegungswirtschaft (62), der Materialbewirtschaftung (63) und des Sanitätsdienstes (81). Unverkennbar befinden sich in diesem Hauptabschnitt die am wenigsten „militärischen“ Dienste, denn Dienst und Dienstleistungen sind die Aufgaben diesen Hauptabschnittes. Ohne diese Dienste müsste selbst der härteste Kämpfer nackt, ohne Waffen, ohne Geld, ausgehungert und ohne Chance auf Beförderung oder Versetzung und ohne Post von der Liebsten zu Hause mit angeschlagener Gesundheit seinen Dienst tun, und wer könnte das schon?

Der Stabsdienst

Hierher gehörten die Soldaten, die in der Wachtmeisterei, dem Personalbüro des Schiffes, dem Vor- und Schreibzimmer des Ersten Offiziers arbeiteten. Weiterhin fand man unter den Soldaten der Verwendungsreihe 61 den Rechnungsführer und seinen Gehilfen. Sie waren am Zahltag die beliebtesten Männer an Bord, wenn Schlangen von Wehrpflichtigen anstanden, um ihren Wehrsold zu erhalten, aber auch Zeit- und Berufssoldaten ihr „Taschengeld“, die Bordgebührnisse und Zulagen, bar in Empfang nahmen. Schließlich, wie bekam das Schiff im Ausland Kraftstoff, Wasser, Strom, Lebensmittel usw., wenn der Rechnungsführer nicht seinen Tresor öffnete. Ein weiterer Soldat dieser Verwendungsreihe arbeitete in der Schiffsregistratur, in der Postein- und -ausgang bearbeitet, die Post verteilt und die dienstlichen Schreiben erstellt wurden. Die Schiffsregistratur war gerade im Ausland, sobald die Nachricht “ Post an Bord “ kam, heiß umlagert.

Die Verpflegungswirtschaft

In diesem Abschnitt dienen die Soldaten der Verwendungsreihe 63. Von ihnen wird nicht nur der Betrieb in der Kombüse, sondern auch in der Bordkantine aufrechterhalten. „Nur der Proviant, der auf dem Schiff ist, ernährt die Besatzung“, sagt ein alter Seemannsspruch, und dass dieser Proviant auch auf das Schiff kommt, dort trotz geringer Kapazitäten in den Proviantlasten richtig gelagert wird und aus ihm ausreichende und gute Mahlzeiten zubereitet werden, dafür sind die Köche, kurz Smuts genannt, verantwortlich.

War es schon im Hafen oder bei ruhiger See ein Wunder, welche Mahlzeiten trotz unzureichender Anlagen auf den Tisch – Verzeihung, auf die Back – gebracht wurden, so war es bei schwerer See nahezu unglaublich, wie die Kombüse noch arbeiten konnte. Hier wurden von den Smuts schon akrobatische Kunststücke im Ausweichen zwischen dem Fett der heißen Kippbratpfanne, dem Dampfkessel, den rutschenden Töpfen und fliegenden Schöpfkellen abverlangt. Denn wenn das Essen an Bord nicht gut war, sank die Stimmung an Bord rapide.

Die Mahlzeiten an Bord waren nicht nur Zufuhr an Energie und Vitaminen, sondern bildeten im oft harten eintönigen Routinebetrieb die abwechslungs-reichsten Höhepunkte des Tages. Dabei hatten es die Smuts nicht immer leicht, denn wer konnte es schon 220 Menschen in Geschmack und Menge recht machen. Und so hieß es manchmal für sie, ruhig zu bleiben bei der Essensausgabe und die eine oder andere Nörgelei zu ertragen ohne gleich zur Suppenkelle zu greifen.

Nicht zu vergessen war auch der Bäcker, der Nachts dafür sorgte, dass zum Frühstück frische Brötchen auf die Back kamen. Neben den regulären Mahlzeiten sorgten die Smuts auch für die sogenannten Spitzenessen, wenn z.B. im Auslandshafen der Kommandant die Ortshonorationen zu Tisch lud oder für das Geburtstagsessen einer Decksgemeinschaft. Und wer jetzt noch über das Essen an Bord meckerte, dem wurde wiederum mit einem alten Seemannswort gesagt:
„Wer den Smut kritisiert, muß die Kombüse verlassen!“

Und woher bekam der Soldat seine geliebten Gummibärchen? Natürlich aus der Bordkantine! Aber nicht nur diesen, sondern noch etwa 350 anderer Artikel hielt der Kantinenführer ( KaFü ) mit seinem nebenamtlichen Verkäufer für die Besatzung bereit. Von verschiedenen Schokoladensorten über Toilettenartikel bis hin zu Zigaretten und Parfüms konnte man hier käuflich erwerben. Gerade bei Auslandsreisen erfreuten sich die verschiedenen Souvenirs, wie Feuerzeuge, Anstecknadeln, Schiffs-wappen und Wimpel größter Beliebtheit.
Die Aufgabe des Kantinenpersonals bestand jedoch nicht nur im Verkauf sondern auch in der Beschaffung und Bevorratung dieser Artikel. Dieses wurde anschließend für Besatzungsfeste und Betreuungsmaßnahmen, wie Besichtigungsfahrten im Ausland, verwandt. Am Ende jeden Monats wurde der KaFü langsam nervös! Musste er doch mit seinem Verkäufer jeden Monat eine Inventur und Bestandsaufnahme aller Kantinenwaren durchführen.

Die Materialbewirtschaftung

Die Soldaten der Verwendungsreihe 63 werden kennzeichnenderweise Versorger genannt, denn ihre Aufgabe ist es, das Schiff mit allen notwendigen Dingen zu versorgen, vom Kugelschreiber über Schrauben, Glühlampen, Munition usw., bis hin zum kompletten Schiffsmotor.

Die Bestellung des vom jeweiligen Schiffsabschnitt geforderten Materials in richtiger Menge und Größe und die rechtzeitige Herbeischaffung, das alles liegt in der Hand der Versorger. Dazu gehört „nach guter deutscher Art“ zunächst einmal die Erstellung von Unmengen an Papieren: Anforderungen, Belege, Listen und alles mindestens in 6-facher Ausfertigung, richtig ausgefüllt, vom richtigen Mann unterschrieben und an das richtige Lager gesandt. Denn ohne Einhaltung all dieser Formalien läuft nichts – zumindest offiziell. Eingeweihte wollten des öfteren mal in der Versorgungs-schreibstube deutlich einen Schimmel wiehern gehört haben. Man munkelt, der gute Versorger kauft sich auch seine Zeitung 3-fach.

Ist die Aufgabe der Versorgung schon im Inland eine Abenteuersafari durch den bürokratischen Dschungel, so wird sie im Ausland durch Sprachschwierigkeiten, landeseigene Regelungen und Zollgesetze und die jeweilige Mentalität der Bewohner um ein Vielfaches exotischer.

Um nicht bei längerer Abwesenheit vom Hafen alle nötigen Ersatzteile extra nachfliegen zu lassen, befand sich an Bord eine Ersatzteillast. In dieser wurden ca. 2000 verschiedene Artikel mit über 10.000 Einzelteilen bevorratet. Selbstverständlich benötigte man auch hier einen großen Schwung an Papier. Merke: Papier ist geduldig, der Versorger muss es auch sein.
Schließlich hatte die Versorgung bei Beschädigung und Verlust von Material nicht nur Ersatz zu beschaffen sondern auch noch Schädiger und Haftung festzustellen. Doch wer konnte einen Seemann schon dafür haftbar machen, wenn ihm bei Sturm mehrere Uniformteile vom Körper gerissen und unwiderbringlich in die See geschleudert wurden?

Der Sanitätsdienst

„Es gibt keine Krankheit, die nicht durch das Dazwischenkommen eines Militärarztes zum Tode führen könnte!“ Gemäß dieser alten Militärweisheit betreuten drei Sanitäter und ein Arzt die Besatzung. Jeden Morgen nahmen sie sich den Scharen von Siechen und Leidenden an, die sich hilfesuchend an die Pforte des Schiffslazarett wagten. Auch deren Zahl konnte in Abhängigkeit von Grippewellen, mitunter auch im Zusammenhang mit bevorstehenden Seefahrten, dramatisch ansteigen. Viele Krankheiten und Verletzungen konnten in den materiell gut ausgestatteten, aber unter chronischen Platzmangel leidenden Schiffslazarett behandelt werden.

Sind aber die Grenzen des Machbaren erreicht, ist die „Sanität“ der Partner in der Zusammenarbeit mit Fachärzten und Krankenhäusern. Jedoch nicht nur in der Behandlung, auch in der Vorbeugung von Krankheiten war der Sanitätsdienst eingesetzt: gesundheitliche Überwachung von Trinkwasser und Kombüse; sowie das damit befassten Personals, Unterweisung in erste Hilfe bei Notfällen (Selbst- und Kameradenhilfe), arbeitsmedizinische Überwachung bei Lärmbelästigung und vieles andere mehr.

Aber auch Impfungen vor Reisen in tropische Länder und Aufklärung vor den heimtückischen Gefahren, die dem arglosen deutschen Seemann, d.h. seiner Gesundheit, an fremden Stränden drohen können, wurden aufgeboten. (Dazu überreichte man nun wieder verstärkt in Mode gekommende Schutzartikel).

Auch im Gefechtsdienst stellte die Sanität ihren Mann und übte für den Ernst- und Gefahrenfall. Manch schaurig-schön, zum Schwerverletzten geschminkter Soldat, wurde bei einer Gefechtsübung vom obersten Deck oder aus dem Wellentunnel geborgen und im Schiffslazarett versorgt. So mancher belächelte anfangs den „Sani“. Doch auch der härteste Krieger suchte dereinst bleichen Angesichts, von Seekrankheit oder dem Virus einer Magen-Darm-Grippe geschüttelt, das Schiffslazarett auf, um dort rund um die Uhr Hilfe zu finden.