Autor: PAO FGS Lübeck – Quelle: www.einsatz.bundeswehr.de

Vor fast drei Monaten verließ die Fregatte „LÜBECK“ ihren Heimathafen in Wilhelmshaven, um sich an der EU-Operation „Atalanta“ zu beteiligen. Die Hälfte des Einsatzsatzes ist nun vergangen und gibt Anlass für ein Resümee der vergangenen 79 Tage.


Fregatte Lübeck auf hoher See (Quelle: Bundeswehr/PAO FGS Lübeck)

Seit dem 06. Oktober befindet sich die Fregatte „LÜBECK“ im Einsatzgebiet der EU-geführten Mission Atalanta am Horn von Afrika. Zusammen mit anderen internationalen Verbänden und unabhängig operierenden Nationen leistete die Besatzung der Fregatte in den vergangenen 79 Tagen einen wesentlichen Beitrag zur Stabilisierung der Sicherheitslage im Einsatzgebiet.

„Unsere Hauptaufgabe besteht darin, die Schiffe des ‚World Food Program for Somalia‘ zu schützen. Seit fast zwei Jahren gab es nun keinen erfolgreichen Angriff durch Piraten mehr. Dies zeigt uns, wie wichtig unser Auftrag hier ist und verdeutlicht, dass die intensive Zusammenarbeit sowie alle getroffenen Maßnahmen sowohl an Land als auch auf See, im Verbund mit allen beteiligten Nationen, Wirkung zeigen“, erklärt der Kommandant , Fregattenkapitän Peter Christian Semrau.

Dennoch ist die Piraterie in diesem Seegebiet noch nicht besiegt, sondern findet derzeit nur nicht statt. Die alten Strukturen bestehen weiterhin und können jederzeit wieder aktiviert werden. Die Piraterie wird man erst besiegen können, wenn ihre Ursachen beseitigt werden – und die liegen an Land. Daher will sich der Kommandant mit seinen Soldaten auch in der zweiten Hälfte des Einsatzes aktiv und engagiert für die Verhinderung von Piraterievorfällen einsetzen.

In den vergangenen drei Monaten legten die Marinesoldaten aus Wilhelmshaven knapp 19.000 Seemeilen im Einsatzgebiet zurück, das flächenmäßig anderthalbmal so groß ist wie Europa. In Zusammenarbeit mit anderen beteiligten Nationen führten sie zur Überwachung und Abschreckung Patrouillenfahrten durch. Dabei führen sie regelmäßig ‚friendly approaches‘ durch – freundliche Annäherungen. In diesem Rahmen werden einheimische Fischer und Händler auf See zu ihren Lebens- und Arbeitssituationen befragt. „Unser Boardingteam, ein Offizier für die taktische Gesprächsführung sowie ein Sprachmittler gehen bei solchen Gesprächen an Bord der kleinen Boote und gewinnen dadurch wichtige Informationen, die bei der Erstellung eines ganzheitlichen Lagebildes helfen“, informiert der Erste Offizier, Korvettenkapitän Rüdiger F.
Dabei sei eine enge Zusammenarbeit mit allen Nationen von großer Bedeutung. Dies habe sich auch bei einer gemeinsamen Operation mit der spanischen Fregatte „NAVARRA“ an der Küste Somalias gezeigt. Die gemeinsame Arbeit mit allen anderen Ländern gestalte sich stets zielführend. „Hierbei ist es jedoch wichtig zu berücksichtigen, dass eine Präsenz in See nicht ausreichen kann. Auch die deutschen Soldaten der Einsatzgruppe des Seefernaufklärers P-3C und der Deutschen Verbindungs- und Unterstützungsgruppe in Djibouti haben während der letzten drei Monate wesentliche Unterstützung geleistet. Die Luftaufnahmen der P-3C Orion geben uns einen Gesamtüberblick über mögliche Piratenaktivitäten an der somalischen Küste und im Seegebiet.“, erklärt der Kommandant.


Ein Boardingteam bei einem ‚friendly approach‘ an einer Dhow, eines der für die Gewässer typischen Boote (Quelle: Bundeswehr/PAO FGS Lübeck)

Sowohl auf nationaler, als auch auf internationaler Ebene wurde für ihn immer wieder deutlich, dass eine enge Zusammenarbeit aller beteiligten Personen, die sich für die Stabilisierung der Region einsetzen, wichtige Voraussetzung für den Erfolg des Einsatzes sei. „Eine alleinige Präsenz in See ist aus meiner Sicht nicht ausreichend. Daher bin ich froh darüber, dass wir auch während unserer kurzen Hafenaufenthalte die zivile EU-Mission EUCAP NESTOR unterstützen können. Damit haben wir bereits am ersten Tag unseres Einsatzes begonnen, als wir in Djibouti junge somalische Soldaten der Küstenwache und der Marine ausgebildet haben.“

Auch künftig sieht Fregattenkapitän Semrau die Notwendigkeit einer gemeinsamen Arbeit internationaler maritimer Verbände und Ausbildungsmissionen. Daher liege es ihm auch am Herzen die internationalen Beziehungen zu pflegen und zu erweitern. So beispielsweise während eines Hafenaufenthaltes in Madagaskar, wo der deutsche Botschafter sowie die Befehlshaber der madagassischen Streitkräfte und der Marine die Fregatte Lübeck besuchten. „All diese Maßnahmen tragen zum Gelingen der EU-Mission Atalanta bei. Den Anstrengungen aller Beteiligten haben wir es zu verdanken, dass wir nun schon seit 19 Monaten keinen Übergriff mehr zu verzeichnen haben.“ erklärt der Kommandant.

Die Fregatte „LÜBECK“ befindet sich nun auf den Seychellen, wo sich die Soldaten während der Weihnachtstage kurz erholen können. „Da die meisten Besatzungsmitglieder diese Zeit im Kreise der Familie verbringen wollen, bin ich froh darüber, dass die Möglichkeit einer Familienzusammenführung besteht. So können einige Soldaten für ein paar Tage nach Hause fliegen oder werden von ihren Lieben auf der Insel besucht.“ berichtet der Erste Offizier, der für die meisten Soldaten an Bord der direkte Vorgesetzte ist. Ende Dezember wird die Fregatte Lübeck den Hafen von Port Victoria wieder verlassen und die zweite Hälfte des Einsatzes bestreiten, um dann Ende Februar wieder hoffentlich gesund und unversehrt im Hafen von Wilhelmshaven einzulaufen.